ISOF Initiative für Soziale Freiraumgestaltung

19.06.2015 08:24

Studienschwerpunkt liegt auf Parks und öffentlichen Plätzen.

Repräsentative Studie des Vereins „Initiative für soziale Freiraumgestaltung“ (ISOF) über Inklusion und Integration im öffentlichen Freiraum - insbesondere in Parks und auf Plätzen - zeigt, dass generell das Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen eher gut funktioniert.

Aber:

•    Wenn’s nicht funktioniert sind Ausländer/Migranten schuld
•    Ziemliches Ost-West-Gefälle bei Toleranz
•    Sorge wegen Aggression und Kriminalität
•    „Man geht sich aus dem Weg“
•    Getrennter Bereich für Ruhe Suchende erwünscht
•    Menschen mit Migrationshintergrund denken wie die Gesamtheit

Landschaftsarchitektin DI Sanja Turkovic, Vorsitzende des Vereins ISOF und Auftraggeberin der Studie zeigte sich bei der Präsentation am 18. Juni im WIFI Mödling erfreut, dass die Österreicherinnen und Österreicher bei der Frage nach dem Zusammenleben der verschiedenen Gruppen in Parks und auf Plätzen mehrheitlich eine klar positive Einschätzung zeigen. Laut der von Gallup durchgeführten Befragung sehen 61% ein sehr bis eher gutes Funktionieren des Zusammenlebens, nur 23% sehen es als weniger bis gar nicht gut.

Verena Schwendemann, Mödlings Stadträtin für Schule, Kindergärten, Spielplätze, Familie und Soziales stellte im Zuge des Round Tables im Wifi fest: „Ziel aller Bemühungen und Überlegungen zur Gestaltung des öffentlichen Raumes muss sein, möglichst viele, besser alle Bevölkerungsschichten mit einzuplanen. Das ermöglicht Barrieren abzubauen und Rücksicht aufzubauen."

Schwendemanns ganz persönliches Ziel ist es, möglichst viele Bewegungsmöglichkeiten zu schaffen, die wir der Bevölkerung kostenlos zur Verfügung stellen können. Bewegung und Sport sollten in jedem Alter stattfinden können, wie etwa bei unserem bestens angenommenen Projekt „Generationenspielplatz“ im Mödlinger Museumspark. "Dort war übrigens auch Sanja Turkovic bewährte Projekt-Partnerin der Gemeinde", dankte Schwendemann der engagierten Landschafts-Architektin.

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Präsentation der ISOF-Studie im WIFI Mödling. v.r.. Moderator Mag. Wolfgang Lusak, STR Verena Schwendemann, DI Sanaj Turkovic, Bgm a.D. Christian Wöhrleitner und Friederike Pospischil.
 
Generell kommt die Studie zur Erkenntnis, dass etwa ein Drittel der Österreicher Parks regelmäßig nutzt. Am häufigsten findet man Parkbesucher in Wien: Jeder zweite nutzt sie zumindest mehrmals im Monat. Vor allem jüngere Menschen trifft man dort häufiger an. Wenn man Parks nicht oder nur selten nutzt, dann hat man auch kaum weiteres Interesse daran: von jenen zwei Dritteln, die das derzeit selten oder nie tun, möchten nur 13% es öfter tun.

Eine Ausnahme sind dabei wieder die Wiener: 30% würden den Park gerne öfter nutzen. Der häufigste Grund, warum man Parks entgegen dem eigenen Wunsch nicht häufiger nutzt, ist laut Studie Zeitmangel. Konkrete Gründe sind verschmutzte Parks, laute Kinder, Ausländer und generell unangenehmes Publikum. Studie nur Nutzung von Parks und öffentlichen Freiräumen.

Turkovic hält es für alarmierend, wenn nur 1/3 der Österreicher Parks und Plätze nutzen: „Die restlichen 2/3 sind ziemlich desinteressiert: Wir sind offenbar eine Nation der biederen Stubenhocker und Gartenbesitzer sowie der abgeschotteten Ignoranten. Vielleicht sind ihnen aber auch die Parks und Plätze zu wenig attraktiv.“

Größtes Anliegen: Schutz vor Agression und Kriminalität!
Den Nutzern öffentlicher Parks und Plätze ist dort Schutz vor Aggression und Kriminalität am wichtigsten, gefolgt von der Möglichkeit, in Ruhe und entspannt die Natur genießen zu können; soziale Interaktion steht weit hinten auf der Liste. Die häufigsten Nutzer sind erwartungsgemäß Menschen mit Tagesfreizeit: Mütter mit Kindern und Pensionisten. Danach kommen bereits Menschen mit Migrationshintergrund, gefolgt von Jugendlichen. Sportler werden am seltensten gesehen.

Generell scheint das Zusammenleben verschiedener Gruppen in Parks und auf Plätzen eher gut zu funktionieren. Vor allem in Ostösterreich ist man überdurchschnittlich oft dieser Meinung: Die durchschnittlich 61%, die meinen, dass das sehr bis eher gut funktioniert, sind in Niederösterreich/Burgenland sogar 71% und in Wien immerhin 62%. In Tirol/Vorarlberg sind es nur 49%, der tiefste Wert im Bundesländervergleich, sie liegen damit noch hinter Kärnten/Steiermark. Die Menschen mittleren Alters (31-50 Jahre) goutieren zu 67% das öffentliche Zusammenleben und damit mehr als die Jüngeren und Älteren.

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Zahlreiche Interessierte aus Politik und Gesellschaft hatte sich zur Studien-Präsentation und anschließender Diskussion im WIFI eingefunden.

Der Hauptgrund für das reibungslose Miteinander in öffentlichen Räumen ist laut der Studie gegenseitige Akzeptanz, Toleranz, Freundlichkeit und Rücksicht – aber auch ein „Sich-aus-dem-Weg-Gehen“, eine friedliches Koexistenz. Wenn es jedoch nicht gut funktioniert, gibt es aus der Sicht der „unzufriedenen“ Park/Platzbesucher einen Hauptschuldigen: „die Ausländer“.

Die meisten Begründungen lassen sich auf diese Einstellung zurückführen: Lautstärke, Unsauberkeit, Rücksichtslosigkeit, Integrationsunwilligkeit, Sprachprobleme, unangenehmes Verhalten, etc. Der zweite Störfaktor sind „die Jugendlichen“, diese wären laut und respektlos. Turkovic meint dazu: Die Integration und Inklusion im öffentlichen Raum funktioniert bei uns nicht besonders gut. Hier besteht definitiv Aufholbedarf.

Dennoch halten die Österreicher insgesamt das tolerante Nebeneinander für die beste Form des Zusammenlebens - 61% sprechen sich dafür aus, nur 18% für eine totale Trennung der Gruppen, 13% für mehr Gemeinsamkeit und Durchmischung. So ähnlich ist das auch in den Bundesländern, einzige Ausnahme: In Tirol und Vorarlberg sind nur 39% für ein Nebeneinander aber 34% für die Trennung. Bemerkenswert ist, dass die Meinung der Befragten mit Migrationshintergrund im Großen und Ganzen der der Gesamtbevölkerung entspricht.

Ähnliches ergibt die Studie in Bezug auf die Frage nach Begegnung und Zusammenleben der verschiedenen Gruppen: 6% sehen sie total offen und positiv, 46% eher offen und positiv, 34% eher distanziert und negativ, 9% ganz distanziert und negativ. Wieder ist man in Tirol und Vorarlberg am skeptischsten, dort sehen 30% die Begegnung ganz distanziert und negativ.

Sanja Turkovic hat sich auch bezüglich Lösungsansätzen erkundigt: Während traditionelle Gestaltung von Parks und Plätzen ebenso wie getrennte Bereiche für Ruhesuchende, Plaudernde und lautere Sport/Spiele-Treibende gleichermaßen begrüßt werden, stößt eine integrative Gestaltung, z.B. multikulturelles Miteinander auf weniger Gegenliebe. In einer Hinsicht sieht sich Turkovic mit Ihrem ISOF-Konzept bestätigt: „Die Einbeziehung der Menschen als auch der betroffenen Vereine und Interessenvertretungen, insbesondere der Parteipolitiker von Kommune und Bezirk wird von ca. 80% der Bevölkerung als sinnvoll für die Planung eines Parks oder Platzes angesehen.“

Turkovic hat schon vor dieser Studie mit Generationen- und Integrations-Park-Konzepten für Aufsehen gesorgt und dabei mit „goldenen Bänke der Inklusion“, Trennung von Ruhe-, Gesprächs- und Spielzonen, mit Lebensbaumreihen und „Global-Bepflanzungen gearbeitet. Sie will nun die Erkenntnisse dieser Studie in ihr „ISOF-gerechtes“ Angebot einfließen lassen, welches sie in Kooperation mit verschiedenen Anbietern in der Errichtung von Parks und Plätzen den Eigentümern und Kommunen anbietet. Ihre Kernaussage: „Öffentliche Plätze und Parks sind ein Spiegel der Gesellschaft - unsere europäische Kultur kann sich mit einer neuen, im Freien erlebbaren Gestaltung weiterentwickeln, welche alle sozialen Gruppen einbezieht.“

Linktipp: http://www.isof.at/