Mödling unter dem Geschlecht der Babenberger

MEDILIKKA oder MEDELIKE, wie es jetzt in den Babenberger Urkunden genannt wird, wird im Jahre 1113 eine eigene Pfarre des Stiftes Melk. Als Pfarrkirche von MEDLING (hier bereits mit der bajuwarischen Endung "-ling") wird im Jahre 1234 die St. Martinskirche am östlichen Ortsende genannt.

Die heutige Pfarrkirche St. Othmar wird erstmals im Jahre 1252 in den Heiligenkreuzer Annalen erwähnt, als wieder einmal die Ungarn raubend und plündernd durchs Land gezogen sind und dabei die Kirche niedergebrannt hatten.

Der davor stehende romanische Karner mit dem barocken Zwiebelturm wurde, wie neueste Forschungen bewiesen, im letzten Viertel des 12. Jahrhunderts erbaut. In den Regesten der Babenberger können wir auch von einem "Otto MEDELICHENSIS castellanus" lesen. Dieser Burgvogt des landesfürstlichen Besitzes saß im Jahre 1114 auf der Burg Mödling.

burgmoedlingDie Burg Mödling war Sitz einer Nebenlinie der Babenberger.
Im 12. Jahrhundert war also nun aus der kleinen Siedlung ein mittelalterliches Dorf geworden, das sein Gedeihen den "Herzögen von Mödling", einer Nebenlinie der Babenberger verdankte. Genau genommen waren sie ja keine Herzöge, sondern Verwandte der regierenden Herzöge von Österreich. Reste des "Festen Hauses", der Burganlage bei St. Othmar, ihres Gutshofes ("Toppelhof" in der Kirchengasse 8) und die Ruine der Burg Mödling erinnern heute noch an die Mödlinger Babenberger.

Allerdings, der Herzoghof in der Herzoggasse 4 geht nicht auf sie zurück. Dieses aus dem 15. Jahrhundert stammende Gebäude diente dem Wiener Domherrn Herzog Premysl von Troppau als Wohnsitz. wappen.jpg Das Wappenband am Herzoghof in der Herzoggasse. Er war auch Pfarrer von Mödling. Das Wappenband am Erker zeigt das schlesisch-liegnitzsche Wappen, den kaiserlichen Doppeladler und rechts das österreichische Bindenschild.

Im Jahre 1177 erhält Heinrich, der jüngere Sohn von Markgraf Heinrich II. "Jasomirgott" nach dessen Tod die Herrschaft Mödling - ein nicht ganz geschlossenes Gebiet etwa zwischen den Flüssen Piesting, Liesing, Donau und Leitha. Eine Urkunde aus dem Jahre 1182, die im Archiv des Stiftes Heiligenkreuz aufbewahrt wird, behandelt die Schenkung von 7 Weingärten am Wartberg (Eichkogel) von "Heinricus de MEDLICH" an die Abtei Heiligenkreuz. Als einer der Zeugen unterschrieb auch "Gerungs de PRULE", womit erstmals auch die Siedlung Brühl zu Füßen der Burg Mödling urkundliche Erwähnung findet.

Herzog Heinrich "Jasomirgott" hatte vom 2. Kreuzzug aus dem Heiligen Land zwar keine kriegerischen Lorbeeren, jedoch seine zweite Frau Theodora, eine Nichte des Kaisers von Byzanz, mitgebracht. Von ihr hatte vermutlich ihr Sohn Heinrich von Mödling die Vorliebe für Musik und Dichtkunst geerbt. Er genoß das höfische Leben auf seiner Mödlinger Burg. Das Kriegführen und Regieren überließ er jedoch seinem älteren Bruder, dem Markgrafen Leopold V.

Am Mödlinger Hof dagegen wurde den schönen Künsten des Mittelalters gehuldigt. Der Minnesänger Walter von der Vogelweide rühmte bei seinem Aufenthalt in der Burg im Jahre 1219 ausdrücklich die Freigiebigkeit am "Musenhofe". Nach dem Tod Heinrich d. Älteren kam im Jahre 1223 sein Sohn Heinrich d. Jüngere in den Besitz der Herrschaft Mödling. Als dieser aber im Jahr 1236 ohne Nachkommen stirbt, fällt der Besitz wieder an die Hauptlinie der Babenberger zurück.

Der viel gerühmte Sänger Walther von der Vogelweide.Der viel gerühmte Sänger Walther von der Vogelweide.