Verlegung der Stolpersteine 2016 & 2022

Gegen das Vergessen! Erinnerungen an Mödlinger Opfer des Nationalsozialismus.

Am 14. August 2006 wurden im Mödlinger Stadtgebiet 14 Steine zur Erinnerung an Opfer des Nationalsozialismus verlegt. Diese Stolpersteine im optischen Sinn wurden vor den letzten Wohnhäusern im Gehsteig verlegt und geben Auskunft über den Namen und das Schicksal jener Menschen, die aus Mödling wegen rassischer, religiöser oder politischer Gründen vertrieben und getötet wurden. Die Aktion "Stolpersteine" wurde von dem deutschen Bildhauer Gunter Demnig 1997 ins Leben gerufen. Bisher hat er in Deutschland über 8.000 Steine verlegt, die Aktion in Mödling war gemeinsam mit Braunau einige Tage vorher das erste derartige Vorhaben in Österreich.

"Durch die Stolpersteine werden die einzelnen Lebensgeschichten und Schicksale greifbarer und ganz konkret", weiß Gunter Demnig aus seinen Erfahrungen zu berichten. Seine Stolpersteine seien aber nicht nur ein wichtiger Schritt gegen das Vergessen sondern auch eine Ehrung dieser Menschen, "denn wer die Inschrift auf den Steinen lesen möchte, muss vor den Opfern eine Verbeugung machen".

Zur Erinnerung an die Familie Taussig wurden in der Pfarrgasse 8 die ersten Steine verlegt: Mag. Raimund Fastenbauer, GR Mag. Gerhard Wannenmacher, Gunter Demnig, BGM LAbg. Hans Stefan Hintner, STR Stephan Schimanowa (1. Reihe v.l.), Peter Gieler, P. Josef Denkmayr, SR Hilda Daurer, Pfarrer Klaus Heine und Mag. Bernhard Knipel (stehend v.l.).Zur Erinnerung an die Familie Taussig wurden in der Pfarrgasse 8 die ersten Steine verlegt: Mag. Raimund Fastenbauer, GR Mag. Gerhard Wannenmacher, Gunter Demnig, BGM LAbg. Hans Stefan Hintner, STR Stephan Schimanowa (1. Reihe v.l.), Peter Gieler, P. Josef Denkmayr, SR Hilda Daurer, Pfarrer Klaus Heine und Mag. Bernhard Knipel (stehend v.l.).Mit dabei am 14. August 2006 war auch der in London lebende Peter Gieler. Seinen Eltern war noch rechtzeitig die Flucht aus Österreich gelungen. Seine Großeltern und sein Onkel wurden am Beginn der 1940er Jahre nach Treblinka bzw. Opole deportiert. "Die Stolpersteine sind zwar kein Grabstein aber ein sichtbares Zeichen, dass meine Familie hier gelebt hat", kann der Schuldirektor für sich nun einen wichtigen Teil seiner Vergangenheit abschließen.

 Gunter Demnig mit Peter Gieler, für dessen Familie in der Enzersdorferstraße 44 drei Gedenksteine verlegt wurden.Gunter Demnig mit Peter Gieler, für dessen Familie in der Enzersdorferstraße 44 drei Gedenksteine verlegt wurden.
"Ich bin sehr stolz, einer Stadt vorstehen zu dürfen, in der es für die Aktion Stolpersteine einen Konsens über alle Parteien hinweg gegeben hat", erklärte Bürgermeister LAbg. Hans Stefan Hintner die Position der Stadt Mödling, die mit einem einstimmigen Beschluss des Mödlinger Gemeinderates auch die finanzielle Basis für das Projekt gelegt hatte. So wurden zehn Steine durch Mittel der Stadt, vier Steine durch private Sponsoren finanziert.

Erinnerung an das Ehepaar Rosa und Adolf Kohn, die 1942 nach Treblinka deportiert wurden. Ihr Sohn Norbert war bei seiner kranken Frau geblieben und verpasst dadurch die Gelegenheit zur Flucht. Sieben Tage nach seiner Deportation am 15. Februar 1941 kam die Erlaubnis zur Ausreise nach Shanghai, weitere zwei Tage später das Visum für Amerika - es war zu spät.Erinnerung an das Ehepaar Rosa und Adolf Kohn, die 1942 nach Treblinka deportiert wurden. Ihr Sohn Norbert war bei seiner kranken Frau geblieben und verpasst dadurch die Gelegenheit zur Flucht. Sieben Tage nach seiner Deportation am 15. Februar 1941 kam die Erlaubnis zur Ausreise nach Shanghai, weitere zwei Tage später das Visum für Amerika - es war zu spät.
Die Idee zur Durchführung der Aktion Stolpersteine war bereits 2003 anlässlich der Feierlichkeiten zur 1100-Jahr-Feier der Stadt Mödling, zu der auch ehemalige jüdische MitbürgerInnen aus der ganzen Welt eingeladen worden waren, entstanden. "Die Aktion Stolpersteine ist ein Versuch, unseren ehemaligen MitbürgerInnen wieder einen Platz in ihrer einstigen Heimatstadt zurückzugeben", so STR a.D. Mag. Bernhard Knipel und GR Mag. Gerhard Wannenmacher im Namen der Initiatorengruppe.

Peter Blum am Gedenkstein von Hedy Blum, seiner Cousine zweiten Grades. Das Mädchen hatte mit seinen Eltern in der Hauptstraße 79 gewohnt. Im Alter von sieben Jahren wurde sie als Jüdin von der Volksschule in Atzgersdorf ausgeschlossen. Als 11jährige wurde Hedy mit ihrer Mutter nach Maly Trostinec deportiert. Von den knapp 9000 österreichischen Juden, die in dieses Lager verschleppt wurden, sind 17 Überlebende bekannt.Peter Blum am Gedenkstein von Hedy Blum, seiner Cousine zweiten Grades. Das Mädchen hatte mit seinen Eltern in der Hauptstraße 79 gewohnt. Im Alter von sieben Jahren wurde sie als Jüdin von der Volksschule in Atzgersdorf ausgeschlossen. Als 11jährige wurde Hedy mit ihrer Mutter nach Maly Trostinec deportiert. Von den knapp 9000 österreichischen Juden, die in dieses Lager verschleppt wurden, sind 17 Überlebende bekannt.
Nach der Verlegung der 14 Stolpersteine, 13 für ehemalige jüdische MitbürgerInnen, einer für die katholische Ordensfrau Helene Kafka "Restituta", hatten die Stadtgemeinde Mödling, die Initiatoren sowie das Thermenklinikum zu einer Gedenkveranstaltung in das Landeskrankenhaus geladen. Mit Beiträgen der Stadtvertreter, der Initiatoren, des Bildhauers, der Hartmannschwestern mit Generaloberin SR Hilda Daurer, der Pfarrer Richard Posch, Josef Denkmayr und Klaus Heine, der Israelitischen Kultusgemeinde vertreten durch Generalsekretär Mag. Raimund Fastenbauer, des Stadttheaters Mödling mit Intendant Bruno Max sowie Peter Gieler wurde zum Abschluss der Aktion Stolpersteine ein gemeinsames deutliches Zeichen gegen das Vergessen gesetzt.

Die Generaloberin der Hartmannschwestern beim Stolperstein für Helene Kafka 'Schwester Restituta'. Die Ordensfrau wurde am 30. März 1943 enthauptet. Für ihren bedingungslosen Einsatz für ihren Glauben und für ihr Einstehen für ein unabhängiges Österreich wurde sie am 29. Oktober 1942 wegen landesverräterischer Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt. Am 21. Juni 1998 wurde sie selig gesprochen. Die Generaloberin der Hartmannschwestern beim Stolperstein für Helene Kafka "Schwester Restituta". Die Ordensfrau wurde am 30. März 1943 enthauptet. Für ihren bedingungslosen Einsatz für ihren Glauben und für ihr Einstehen für ein unabhängiges Österreich wurde sie am 29. Oktober 1942 wegen landesverräterischer Feindbegünstigung und Vorbereitung zum Hochverrat zum Tode verurteilt. Am 21. Juni 1998 wurde sie selig gesprochen. 

Nach Bauarbeiten entfernte Steine wurden 2020 wieder eingesetzt

Im Zuge der Umgestaltung von Straßen wurden zwei Steine entfernt, die nach Fertigstellung am 29. Juni 2020 wieder eingesetzt werden konnten. In der Sr. M. Restituta-Gasse vor dem Krankenhaus wird der Namensgeberin der Gasse, Schwester Restituta oder mit weltlichem Namen Helene Kafka gedacht. In der Friedrich Schiller-Straße wurde der Stolperstein von Gisela Koppel wieder eingesetzt.

Ärztlicher Direktor Prim. Univ. Doz. Dr. Johann Pidlich, Bürgermeister Hans Stefan Hintner, der stellvertretende Kaufmännischer Direktor Dipl. KH-BW Nikolaus Jorda, Schwester Ruth Beinhauer, Vizebürgermeisterin Silvia Drechsler, Stadtrat Fritz Panny und Christian Matzner vom Bezirks-Museumsverein Mödling (von links) bei der Wiedereinsetzung des Stolpersteins für Schwester Restituta Kafka. Ärztlicher Direktor Prim. Univ. Doz. Dr. Johann Pidlich, Bürgermeister Hans Stefan Hintner, der stellvertretende Kaufmännischer Direktor Dipl. KH-BW Nikolaus Jorda, Schwester Ruth Beinhauer, Vizebürgermeisterin Silvia Drechsler, Stadtrat Fritz Panny und Christian Matzner vom Bezirks-Museumsverein Mödling (von links) bei der Wiedereinsetzung des Stolpersteins für Schwester Restituta Kafka.
Der Stolperstein von Gisela Koppel wurde gleich neben dem Stein ihres Mannes Adolf Koppel in der Friedrich Schiller-Straße 76 von Hans Stefan Hintner und Fritz Panny wieder eingesetzt.Der Stolperstein von Gisela Koppel wurde gleich neben dem Stein ihres Mannes Adolf Koppel in der Friedrich Schiller-Straße 76 von Hans Stefan Hintner und Fritz Panny wieder eingesetzt.

Verlegung von weiteren 9 Stolpersteinen am 29. April 2022.

Am 29. April 2022 wurden im Stadtgebiet weitere neun Stolpersteine im Gedenken an Vertriebene und ermodete Mödlinger Jüdinnen und Juden verlegt. Auch diesen Menschen wurde damit ein würdiger und bleibender Gedenkort gegeben.

Ungargasse 24: Hansel Jakob und Hansel Gisa (Gisela) geb. Skalla
Meranergasse 2: Hecht Maximilian und Hecht Irma
Hauptstraße 62: Kohn Siegfried    
Babenbergergasse 5: Rosenfeld David und Rosenfeld Johanna (Janka) geb. Gross
Schillerstraße 54: Sensky Charlotte geb. Abelis
Payergasse 28-30: Wolfsholz Josefine geb. Weiss    

Vier Personen hinter den frisch verlegten Stolpersteinen vor dem Mödlinger Stadttheater.

Zwei Hände mit Arbeitshandschuhen in Nahaufmame die einen Stolperstein verlegen.

Nahaufname des Stolpersteins für das Ehepaar Rosenfeld mit zwei weißen Rosen